Der Schriftsteller Lukas Bärfuss denkt übers Erben nach

«Eines Tages erwischt es uns alle.»

«Die Fragen, die uns in der Auseinandersetzung mit dem Erben gestellt werden, sind existentiell», sagt Lukas Bärfuss. «Sie betreffen die ersten und letzten Dinge, sie betreffen die Frage, was uns wichtig ist, was wir lieben. Und man kann diesen Fragen nicht ausweichen: Es kommt der Moment, wo sie uns gestellt werden. Dann sollte man die Chance ergreifen. Es ist sehr bereichernd, sich mit dem eigenen Ende auseinanderzusetzen. Denn eines Tages erwischt es uns alle.»

Lukas Bärfuss hat lange zugewartet, sich mit dem Thema Erben zu befassen. Davon handelt «Vaters Kiste», sein letztes Buch. «Die Auseinandersetzung mit dem Erbe meines Vaters hat mich davon befreit – das geht eben manchmal nur, wenn man sich damit beschäftigt. Und ich wurde reich belohnt, nicht zuletzt durch das Buch, das daraus entstanden ist.»

Bärfuss weiss: «Erben ist eine traurige Angelegenheit, denn es geht immer auch um den Verlust geliebter Menschen. Und es kommt dabei sehr oft zum Streit.» Für Bärfuss ist klar, wie man das vermeiden kann. «Ich habe in meinem Leben gelernt: Wenn ich nicht wusste, ob das Geld für den nächsten Monat reicht, dann gab es ein Mittel, das mir geholfen hat - nämlich teilen. Ich habe dann immer etwas abgegeben von dem Wenigen, was ich noch hatte - das gab mir die Handlungsmacht zurück und ein besseres Gefühl.»